Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo”
(Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo”)
(Maylandia fainzilberi „Lundo”)
Wie man bereits bei der Überschrift sieht, hier geht es um einen Fisch, bei dem es bei der Bezeichnung nicht gerade übersichtlich zugeht.
Dass es vorkommt, dass Buntbarsche aus dem Zebra-Komplex noch immer unter Pseudotropheus gehandelt werden, hat Gründe. Es gab in der Wissenschaft jahrzehntelang Streit über die Gattungszugehörigkeit Metriaclima vs. Maylandia, weil die Erstbeschreibung von Maylandia greshakei kleine Mängel aufweist. Deshalb blieben viele bei der ursprünglichen Zuordnung zur Gattung Pseudotropheus. Auch muß sich erst noch zeigen, ob die Erstbeschreibungen vieler Arten aus dem M-zebra-Komplex Bestand haben. Allein für red-dorsal-Zebras (Grundfarbe blau + schwarze Streifen + Kopfmaske, normal 9 Streifen) existieren z. Z. vier gültige Arten:
- Maylandia pyrsonotus: Streifen ragen bis in Rückenflosse hinein (Nakatenga Island)
- Maylandia emmiltos: Streifen erreichen Rückenflosse nicht (Mpanga rocks (Chilumba))
- Maylandia sandaracinos: Streifen erreichen Rückenflosse nicht, kleine Unterschiede in der Bezahnung zu emmiltos, Schnauze länger als bei emmiltos und pyrsonotus, 10-12 Streifen (Chirombo Bay, Mpanda Island und Nkudzi Bay)
- Maylandia thapsinogen: gelbes Kinn (Chimwalani Reef (= Eccles Reef))

Ein jugendlicher
Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo” bzw.
Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo” bzw.
Maylandia fainzilberi „Lundo”, typisch
Maylandia, egal, welche Position im Raum eingenommen wird, die Hauptsache ist Fressen im 90-Grad-Winkel zum Substrat.
Die zum Zeitpunkt des Erwerbs meiner Tiere mir bekannten Fotos eines angeblichen Maylandia zebra „Lundo” zeigten Tiere mit rötlicher Rückenflosse, die sich teilweise erheblich in der Ausprägung einer rötlichen Färbung der Brustregion unterschieden. Eine lange Suche nach den Fakten zu diesen Tieren hat folgende Ergebnisse gebracht:
- Die ursprüngliche Bezeichnung lautet Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top” mit Vorkommen bei Lundo, Mbahwa Island, Hongi Island, Puulu Island, Lundu, Pombo Reef und Ndumbi Reef. Unter dieser Bezeichnung findet sich auch die beste deutschsprachige Beschreibung zu diesem Fisch im unten angegebenen Buch von A. Spreinat (1).
- In der Zeit zwischen 1992 und 1994 erfolgte der Erstimport der Form von Lundo nach Deutschland durch die Firma MalTaVi unter der Bezeichnung Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo”.
- Von Ad Konings (2)(3) werden die Formen des ursprünglich mit Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top” bezeichneten Fisches zu Maylandia fainzilberi gezählt, obwohl sie nicht den kräftigen Unterkiefer des Maylandia fainzilberi besitzen. Bei Unterschieden in der Bezahnung und der Ausbildung der Kiefer kennen Ichthyologen eigentlich keine Kompromisse, so dass es für mich zumindest fraglich ist, ob die Formen des Maylandia spec. „Zebra Gold Breast Orange Top” zu Maylandia fainzilberi zählen.
- Maylandia spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo” ist in der Färbung recht variabel. Es gibt in beiden Geschlechtern sowohl B-, OB- als auch O-Morphen. Bei den Männchen überwiegen B-Morphen, bei den Weibchen eher OB-Morphen. In der Ausprägung der Streifen reichen die Variationen von klassisch gestreift über mehr oder weniger aufgelöste Streifen bis hin zu gescheckt. Nicht nur die B-Männchen zeigen orange Rückenflossen. Dabei enthält der weichstrahlige Teil immer orange Pigmente, der hartstrahlige kann auch überwiegend blau sein. Die Brust und Kehlregion ist in der Regel orange, auch bei OB- und O-Männchen, es gibt aber auch Tiere mit lediglich gelber Kehle. Auch variiert der orange-Ton bei manchen Tieren Richtung gelb. Die Afterflosse ist in der Regel blau, es kommen aber auch Tiere vor, die in der Afterflosse orange Pigmente haben. Dadurch ist jedes Männchen de facto ein Unikat.
- Nächster Verwandter des Maylandia spec. „Zebra Gold Breast Orange Top” ist Maylandia spec. „Zebra Gold Breast Mbamba”, dessen Rückenflosse hellblau ist und von Ad Konings auch zu Maylandia fainzilberi gezählt wird. Die Weibchen beider Formen können nicht unterschieden werden. Die B-Weibchen von Maylandia spec. „Zebra Gold Breast Orange Top” als auch von Maylandia spec. „Zebra Gold Breast Mbamba” haben orange Pigmente in der Rückenflosse.

Ein jugendlicher
Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo” bzw.
Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo” bzw.
Maylandia fainzilberi „Lundo”, Aquarienpopulation, in dieser Größe müßte bereits ordentlich orange in der Rückenflosse vorhanden sein, vergleichbar den nachfolgenden jugendlichen
Labeotropheus fuelleborni „Makanjila”.

Ein jugendlicher
Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo” bzw.
Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo” bzw.
Maylandia fainzilberi „Lundo”, (w), Aquarienpopulation, OB.
2014 wurde die Art von den Fundorten Puulu und Lundo durch den Cichliden-Stadl unter den Bezeichnungen Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo” und Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Puulu” erneut nach Deutschland eingeführt.
Zu den auf den Fotos abgebildeten Tieren
2013 entdeckte ich auf der Stockliste eines Malawi-Tanganjika-Händlers einen Eintrag unter der Bezeichnung >>Pseudotropheus zebra „Lundo”<<. Ich fragte den Händler unter anderem nach der Bezeichnung >>Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo”<<. Die Antwort in etwa: „Red Top Red Chin alles Quatsch. Das ist der normale Zebra von Lundo. Die kommen von einem Privatmann und gehen zurück auf Tiere, vor langer Zeit im Cichliden-Stadl gekauft.” Ich kaufte einige Jungfische, kosteten nicht die Welt. Dann folgte eine Zeit der Suche, da mir angesichts der allmählichen Einfärbung klar wurde, dass das mit Sicherheit keine echten Maylandia zebra sein können. Klarheit brachte erst ein Anruf beim Cichliden-Stadl. Herr T. Lepel beantwortete umfassend und geduldig meine Fragen am Telefon, weshalb ich ihm hier an dieser Stelle ganz besonders für seine erklärenden Worte danken möchte! Die Merkmale meiner Tiere passen auf den ursprünglich mit Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top” bezeichneten Fisch. Von der ursprünglichen Farbenpracht der Männchen ist allerdings in dieser Aquarienpopulation nicht mehr viel übrig. Vermutlich wurden die Tiere ohne Selektion über Jahrzehnte lediglich vermehrt. Im See erfolgt Selektion sicher in Richtung der auffälligsten Männchen, da diese dann von den Weibchen auf große Entfernung wahrgenommen werden können. Im Aquarium erfolgt auch Selektion, aber in anderer Richtung. Die besten Vermehrungschancen haben da die Männchen, die weniger aggressiv sind, wodurch die Weibchen mit diesen weniger aggressiven Männchen weniger Streß haben und besser Laichansatz bekommen. Besonders auffällig muß ein Männchen im Sinne von besseren Fortpflanzungschancen unter Aquarienbedingungen nicht sein. Aus meiner Sicht genügt es unter Aquarienbedingungen nicht, die Tiere sich lediglich vermehren zu lassen. Auch bei Wildformen ist sorgfältige Zuchtwahl durch den Halter/Züchter nötig. Was ohne Zuchtwahl heraus kommt, kann meiner Ansicht nach hier auf dieser Seite beispielhaft besichtigt werden.
Die Fotos auf dieser Seite zeigen Tiere einer Aquarienpopulation von Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo” bzw. Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo” bzw. Maylandia fainzilberi „Lundo”, die nicht typisch für diese Art sind! Die Ausfärbung der Männchen ist sehr schwach, besonders in der Rückenflosse viel zu schwach.
Update 8/2017: Bei einem Züchter hatte ich das Glück, WF zu sehen. Meine Überraschung war groß, ich schwer beeindruckt. Das kräftig blaue WF-Männchen hatte eine wunderschöne orangene Rückenflosse und Brust. Der Kontrast zu dem auf dieser Seite gezeigten miesen Aquarienstamm hätte nicht größer sein können! (Danke, Malawi-Eno!)
Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo” bzw.
Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo” bzw.
Maylandia fainzilberi „Lundo”, (w), Aquarienpopulation, OB.
Aquarium-Beobachtungen:
Das stärkste Männchen erreichte in den 2 Jahren bei mir knapp unter 10 cm Länge und wurde damit nur wenige Millimeter größer als ein gleichaltes dominantes Männchen von
Maylandia spec. „daktari”. In der Natur bleibt der
Maylandia spec. „daktari” mit bis zu 9 cm erheblich kleiner als der
Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo”, der ca. 13 cm Größe erreicht. Die geringe Größe der „Lundo” nach zwei Jahren könnte Folge einer ungenügenden Ernährung in den ersten Lebenswochen nach dem Freisetzen sein. Die farbliche Entwicklung der Männchen blieb erheblich hinter meinen Erwartungen zurück. Die Tiere waren recht ruhig und nicht so durchsetzungsfähig, wie ich es erwartet hatte. Sicher treffen diese Beobachtungen nur auf diesen Aquarienstamm zu.
Fazit
Der Händler, von dem ich diese Tiere hatte, rangierte bei mir in der Kategorie „absolut vertrauenswürdig”. Das hat sich nun etwas geändert. Eigentlich hätte ich nach den Prinzipien handeln sollen, nach denen ich bei Privatleuten gelegentlich Fische kaufe, also Elterntiere genau anschauen, alle Jungfische sorgfältig anschauen und dann entscheiden.
P.S.: Bei Lundo kommen nur zwei Maylandia aus dem Zebra-Komplex vor, Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo” alias Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo” alias Maylandia fainzilberi „Lundo” und Maylandia spec. „msobo heteropictus”, insofern hatte der o.g. Händler mit seiner Aussage vom „normalen Zebra von Lundo” schon recht....
Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo” bzw.
Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo” bzw.
Maylandia fainzilberi „Lundo”, (m), Aquarienpopulation, ein dominantes und ein submissives Männchen.
Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo” bzw.
Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo” bzw.
Maylandia fainzilberi „Lundo”, (m), Aquarienpopulation, zweimal das gleiche Männchen, einmal dominant, einmal nicht.
Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo” bzw.
Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo” bzw.
Maylandia fainzilberi „Lundo”, (m), Aquarienpopulation, dominant und imponierend.
Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo” bzw.
Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo” bzw.
Maylandia fainzilberi „Lundo”, (m), Aquarienpopulation.
Pseudotropheus spec. „Zebra Gold Breast Orange Top Lundo” bzw.
Pseudotropheus spec. „Zebra Red Top Red Chin Lundo” bzw.
Maylandia fainzilberi „Lundo”, (m), Aquarienpopulation. Was genetisch nicht (mehr) vorhanden ist, läßt sich auch durch Fütterungstricks wie massenhaft Cyclops oder Farbfutter mit Astaxanthin/Zeaxanthin nicht herausholen. Das nachfolgende Detailbild aus dem großen Bild zeigt im Saum am Rand der Rückenflosse Reste der orange-Töne, die der Fisch in der Rückenflosse und im Brustbereich haben sollte. Auch das Blau ist zu schwach.
Ein Link zu korrekt gefärbten „Lundo”:
MalawiCarsten
(4/2015)
Literatur:
(1) Andreas Spreinat "Malawisee-Cichliden aus Tansania", Unitext-Verlag Göttingen, 1994
(2) Ad Konings "Atlas der MalawiseeCichliden", zweiter Band, bede-Verlag 1996
(3) Ad Konings "Malawicichliden in ihrem natürlichen Lebensraum", dritte Auflage, deutschsprachige Ausgabe, www.cichlidpress.com 2001
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